Ibscher, Jana
Mobile Jugendarbeit
Die Idee der Nachtwanderer stammt aus Skandinavien. Allein, dass jemand da ist, der sich für Jugendliche und junge Erwachsene interessiert, kann viel bewirken. Die Nachtwanderer tragen zum respektvollen Umgang und zur Stärkung des Gemeinwesens bei. Und dazu macht Nachtwandern auch noch Spaß!
Nachtwanderer sind keine Polizisten. Sie sind bei uns zu zweit einmal am Wochenende ab etwa 21:00 Uhr in der Stadt unterwegs. Sie sind durch ihre Westen mit der Aufschrift „Nachtwanderer“ erkennbar und besuchen die Orte, an denen sich Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten. Nachtwanderer suchen das Gespräch, sie greifen nicht ein, sind einfach da, sind freundlich und hilfsbereit. Dieses Modell hat sich schon in vielen deutschen Städten bewährt. Interessierte Erwachsene, sowohl Männer als auch Frauen, werden von erfahrenen Nachtwanderern begleitet. Darüber hinaus treffen sich die Nachtwanderer regelmäßig zum Erfahrungsaustausch.
Können sie sich noch an das warme Frühjahr und den heißen Sommer 2012 erinnern? Das warme Wetter lud ein, um sich draußen aufzuhalten. Aber auch „Facebookpartys und Komasaufen“ waren bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. Von den Begleitumständen war besonders das Schulzentrum betroffen – Ruhestörung, Vermüllung, Sachbeschädigungen und konfrontative Situationen belasteten die Anwohnerschaft und das Schulzentrum in erheblichem Ausmaß.
Im Rahmen eines runden Tisches mit der Stadtverwaltung unter Leitung des damaligen Bürgermeisters Martin Löffler, der Polizei, der Jugendreferentin Jana Ibscher, des Suchtbeauftragten des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald Christoph Keim, sowie Anwohner der Schule und interessierte Einwohner der Stadt Heitersheim, kam man bei der Ideenfindung auf das Konzept der Nachtwanderer.
Zwei Vertreter der Nachtwanderer Konstanz stellten ihr Projekt vor, was sehr eindrücklich war. Darüber hinaus konnten sich zwei Vertreter aus Heitersheim in Konstanz einen persönlichen Eindruck zur Arbeitsweise der Nachtwanderer machen.
Durch diese Impulse inspiriert wurde vor 10 Jahren der Grundstein für die Nachtwanderer in Heitersheim gelegt. Nachdem wir vom Suchtbeauftragten und der Jugendreferentin sehr gut auf die anzutreffenden Situationen vorbereitet wurden, konnten wir noch im Sommer 2012 mit unserer Aktivität starten.
Zunächst begannen wir am Wochenende jeweils gegen 23:00 Uhr mit dem Nachtwandern. Dies stellte sich aber schnell als zu spät heraus, da ein Großteil der jungen Menschen zu diesem Zeitpunkt schon stark alkoholisiert und nicht mehr kooperativ war. Diese Strategie änderten wir und beginnen seitdem unsere Nachtwanderungen jeweils um 21:00 Uhr bis maximal 23:00 Uhr, je nachdem, wie viele junge Menschen wir treffen.
An den Plätzen der jungen Menschen sind wir Gäste – wir bieten uns als Gesprächspartner an, ziehen uns aber auch respektvoll zurück, wenn junge Menschen gerade kein Gespräch wünschen. Uns interessiert, wie es den jungen Menschen geht und wir haben ein offenes Ohr für ihre Situation. Oft teilen uns junge Menschen mit, was ihnen vor Ort fehlt. Diese Bedarfe können wir der Jugendarbeit bei unseren regelmäßigen Treffen zurückmelden. Wir bitten junge Menschen freundlich, dabei mit zu wirken, ihre Treffpunkte in gutem Zustand zu erhalten. Wir greifen aber nicht ein und belehren niemanden. Durch unseren positiven Beziehungsaufbau werden wir von jungen Menschen meist freudig begrüßt.
Derzeit beteiligen sich 10 erwachsene Frauen und Männer.
Mittlerweile hat sich ein sehr guter Kontakt zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ergeben. Die Begleiterscheinungen an Treffpunkten haben sich in der Stadt deutlich verbessert. Deshalb sehen wir unsere Aktivität als lohnenswert an und darüber hinaus macht es Spaß hin und wieder mit einem Nachtwanderer zu laufen. Und so sind wir nun seit über 10 Jahren mit gutem Erfolg unterwegs.
Die Stadt hat uns die Mittel für Westen mit der Aufschrift „Nachtwanderer“ und Taschenlampen zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung des Projekts wurde aktiv durch die Schirmherrschaft des früheren Bürgermeisters Martin Löffler unterstützt und jetzt durch den neuen Bürgermeister, Herrn Zachow, weitergeführt. Durch die regelmäßigen Treffen mit der Jugendarbeit wird ein umfassender Blick auf das Miteinander im Gemeinwesen und die Bedarfe der jungen Menschen möglich.
Mitmachen kann jeder Erwachsene, der gesund und gut zu Fuß ist und eine positive Grundeinstellung zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat.
Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, mit uns durch die Nacht zu wandern.
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